Tatra Heritage

Das Samstagprogramm öffnet sich mit der Ankunft der Teilnehmer zum Haupttor des Masaryk-Rings. Zum Erstaunen der Gäste kommt auch der Tatra 613 Prezident an, den das Technische Museum Tatra in Nesselsdorf verliehen hat. Vom Parkplatz direkt im Areal geht man schnell zum Hauptgebäude, wo die Besichtigung der berühmten Rennstrecke ohne größere meteorologische Schwierigkeiten beginnen kann. Die Aufmerksamkeit bindet an sich gleich die Regung herum, der Motorenschall und der Brennstoffgeruch. Der Herbst Prix ist gestartet und dank der Zustimmung des Wettbewerbsdirektors können wir das Geschehen hinter den Kulissen beobachten. Die Exkursion beginnt mit einer Vorführung, dann folgt eine Präsentation über Tatra-Rennspeziale und ihrer Teilnahme im Rennen. Danach besuchen wir die Presseabteilung, den Kommentatorenposten, den Zeitnehmer-Standort und die Hauptschaltleitung. Das Programm beendet eine gemeinsame Rundfahrt durch eine Anliegerstraße, wobei die Gäste den Komfort der Hintersitze vom Tatra-Prezident ausprobieren. Erwünscht ist auch die Möglichkeit, einen Teil des Rennens verfolgen zu können. Gleich danach verschieben wir uns durch die Kolonne des ehemaligen Rings zum Stadtzentrum der Südmährischen Metropole.

Unsere Wagen lassen wir sicher auf dem Hotelparkplatz stehen und bei sonnigem Wetter schreiten wir zum Schaufenster des Funktionalismus hin, zur Villa Tugendhat. Nach dem offiziellen Empfangen gehen wir uns das Kabriolett Tatra 75 ansehen. Eine eigenartige Auffassung von Luxus stellt uns das Gebäude schon auf der Terrasse vor, wovon sich vor uns eine faszinierende Aussicht auf die Stadt eröffnet. Dank der unkonventionellen Auffassung von Ludwig van der Rohe betritt man aus der Straße das höchste Stockwerk. Während der Besichtigung steigen wir nachfolgend durch die einzelnen Stockwerke hinunter, was uns ermöglicht, den Bau mit allen seinen Details zu bewundern. Atemberaubend ist der Blick aus einem Paar heruntergezogenen Fenster des Wohnzimmers auf den beiliegenden Garten. Dort endet mit einer gemeinsamen Fotografie unsere Besichtigung und allmählich machen wir uns für die Abfahrt zum gemeinsamen Abendessen bereit.

Fast bis zum Tisch bringt uns der Bus Karosa ŠM 11 aus der Sammlung des Technischen Museums in Brno, als Ersatz für den Bus Tatra 500 HB, der aus technischen Gründen betriebsunfähig ist. Doch weckt der Karosa in der Stadt gerecht eine Aufmerksamkeit und die Reisenden schaffen es nicht mehr zu winken. Bald kommen wir in das Boothaus des Verkehrsbetriebs Brno und von da ins Restaurant. Das Lokal ist ruhig, das Drei-Gang-Menü köstlich und die Atmosphäre freundlich. Vor der Kreuzfahrt ist noch eine Überraschung vorbereitet – eine Besichtigung des eigenen Boothauses. Eines der älteren Wasserfahrzeuge, angetrieben mit dem Motor der Straßenbahn T3, wartet da auf eine Renovierung. Das Samstagprogramm endet mit ungestört verbrachten Momenten an Bord, dem vom Mond beschienenen Spiegel herum, einem glühenden Kamin, Laternen am Ufer, einem Blick auf die majestätische Silhouette der Burg Veveří und einem Trinkspruch mit kleiner Auffrischung während der Rückfahrt.

Am sonnigen Sonntagmorgen treffen wir uns hinter den Hotelgaragen, wo die Gäste wieder eine Fahrt mit dem Prezident probieren können. In einer Kolonne kommen wir bis zum Bahnbetriebswagenwerk, wo sich uns gleich ein Führer anschließt. Während eines interessanten Vertrags spazieren wir durch das Areal, beispielweise durch eine Waschanlage, eine Abfertigung, eine Wartungsstation oder durch Werksstätten. Wir erfahren etwas von den Serviceleistungen, von der Häufigkeit der Überholung und nicht in der letzten Reihe von der Vergangenheit des Bahnbetriebswagenwerks. Ein besonderes Augenmerk widmen wir der legendären Straßenbahn T3. Interessanterweise stellen wir fest, dass diese zu den stabil Sichersten von allen bestehenden Reihen gehört. Unsere Besichtigung ist mit einer außerordentlichen Rundfahrt mit der weltbekannten Straßenbahn durch eine Anliegerstraße beendet, wovon auch unsere zweite gemeinsame Fotografie stammt. Gut gestimmt zielen wir zur nächsten Haltestelle hin.

Wir steigen im Areal des Depositoriums von Technischem Museum in Brno. Graue Wolken verleihen dem ehemaligen Militärgebiet eine bezeichnende Atmosphäre, die noch ein an unsere Gesichter hingezieltes Geschützrohr vollendet. Wir kommen in Frieden, wofür wir endlich mit dem Aufmachen des Tors und mit einem Blick auf den Bus Tatra 500 HB belohnt werden. Wie gesagt, wenn der Bergbus zum Tatra-Fan nicht kommt, muss der Tatra-Fan zum Bergbus kommen. Wir haben eine Möglichkeit, das Ergebnis der 15 Jahre dauernden Renovierung in einem üblich unzugänglichen Milieu zu bewundern. Aus jeder Sicht strahlt der Bus mit Neuerung, aus dem Achtzylindermotor spürt man Kraft, das Interieur lockt zum Platznehmen und der Fahrersitz zur Reise zum geschneiten Ferienhaus. Mit dem Mittag kommt jedoch auch die Zeit für unsere Rückkehr ins Hotel zum gemeinsamen Mittagsessen.

Nach dem köstlichen, sättigenden Essen teilen wir den Gästen eine andere Überraschung mit. Ing. Jiří Král hält einen Vortrag zum Bau des Prototyps Tatra 613 Prezident, als ein Beitrag unseres Vereins zum heurigen 40. Jahrestag der ersten Vorführung vom letzten Pkw-Tatra-Modell. Die vorbereitete Präsentation stellt ebenfalls weitere Projekte dar, auf denen er mit seinem Vater, dem berühmten tschechischen Designer Václav Král, gearbeitet hat. Wir eignen uns daran, dass der Prezident in der ganzen Modellreihe zu den schönsten gehört, und freuen uns darauf, wenn er schon hinter uns aus den Garagen ausfährt.

Der Abschlussteil des Programms führt uns zum hiesigen internationalen Flughafen. Unser Besuch beginnt mit einer Vorschau der Tatra-Fahrzeuge, die sich direkt vor unseren Augen versammeln. Bald stehen schon Tatra 613 Runway Tester, Tatra 815 TPL, Tatra 815 CAS und Tatra 815 CAPL alle nebeneinander. Alle Wagen können wir uns anschauen, dokumentieren und selbstverständlich ausprobieren. Dann lenken wir unsere Schritte zum Kontrollturm, wo wir den ganzen Flughafen wie auf einer Hand ausgebreitet überblicken. Zu unser aller Freude überquert die Hand gerade der Tatra 815 TPL. Wir erfahren alles über die Luftverkehrskontrolle und die Kommunikationsweise zwischen dem Turm und dem Piloten, über die Modellsituationen und über die möglichen Wetterfallen. Dann bekommen wir eine Gelegenheit, eine glatte Landung vom Airbus beobachten zu können. Wir gehen in die Abfertigungshalle über, in welcher großer Reise- und Handelsbetrieb herrscht. Statistische Daten bestätigen den bekannten Spruch, dass das Format nicht die Frage der Größe ist. Mit einem Hochgefühl zielen wir zurück zum Haupttor hin.

Bevor wir uns verabschieden, findet noch traditionell ein Loswettkampf statt. Weil unser Verein drei Jahre existiert, kämpfen die Gäste um drei Preise. Bald lost Ing. Jiří Král die drei glücklichen Gewinner aus. Zu kurz kommen jedoch die anderen Teilnehmer auch nicht. Alle Gäste bekommen eine Gedenkurkunde, eine Geschenktasche und Männer auch eine luxuriöse Krawatte mit einem Motiv von Tatra 87.

Wir freuen uns auf Wiedersehen im nächsten Jahr!

Unser Besonderer Dank: dem Ing. Jiří Král für die persönliche Teilnahme und für den vorbereiteten Vortrag; dem Regionalmuseum im Nesselsdorf, o.p.s, für das Bereitstellen des Wagens Tatra 613 Prezident; dem Automotodrom Brno, a.s., für die besondere Führung durch das Umfeld; dem Technischen Museum in Brno, Beitragsorganisation, für den Transport mit dem historischen Bus und für das Empfangen in den Werksstätten; dem Verkehrsbetrieb Brno, a.s., für die verlängerte Kreuzfahrt, für die besondere Besichtigung durch das Boothaus und Bahnbetriebswagenwerk und für das Bereitstellen der Straßenbahn T3; dem Flughafen Brno, a.s., für die Führung durch das Umfeld und für das Bereitstellen der Tatra-Wagen; der Gesellschaft Zádruha 1900, s.r.o., für die Krawatten mit dem Motiv von Tatra 87; der Gesellschaft Tatra Trucks, a.s., für die Geschenktaschen mit den Werbematerialien.

Die Teilnehmer der Exkursion trafen am Anfang des sonnigen Samstagnachmittags im Areal des Sportwagen-Museums zusammen. Kurz vor 14 Uhr begabten sie sich nach einer kurzen Eröffnung zusammen in die Lanaer Exposition des Tomáš Garrigue Masaryk-Museums. Vor Beginn des erweiterten Rundgangs legten die Mitglieder unseres Vereins Blumen zur Reiterstatue des ersten tschechoslowakischen Präsidenten. Bemerkenswert ist es, dass diese Statue oft kritisiert wird, und zwar für die lockeren Zügel in den Händen des Reiters und für den geneigten Kopf des Pferdes. Der mit einem Fachvortrag begleitete Rundgang wurde im Gedenksaal von Alice Garrigue Masaryk und vom Tschechischen Roten Kreuz fortgesetzt. Der Besuch der Historie endete am bewundernswert einfachen Denkmal der Masaryk Familie auf dem Lanaer Friedhof. Am Eingang in den Schlosspark nahm sich Herr Ing. Martínek, der ehemalige Direktor der Forstverwaltung Křivoklát der Gäste an. Unter seiner Führung wurden sie mit der reichen Historie der Lanaer Herrschaft und mit dem Anfang der repräsentativen Nutzung des Schlosses bekannt gemacht. Den Spaziergang durch den herumliegenden Park bereicherte eine Vielzahl von persönlichen Erlebnissen aus der langjährigen Praxis. Ins Hotel gingen alle Teilnehmer angenehm ermüdet und nach einem gemeinsamen Abendessen setzten sich zum Vortrag unseres besonderen Gastes, Herrn Ing. Jiří Král.

Die vorbereitete Präsentation mit einer Reihe von authentischen Fotografien, Zeichnungen und Skizzen, begleitet von einem fesselnden Kommentar, brachte anschließend die Zeit des Automobilrennens, erste Illustrationen, die Konstrukteurtätigkeit und den ununterbrochenen Aufbau der Prototypen und Modelle von Herrn Ing. Václav Král nahe. Erinnert wurde eine Vielzahl von Autocross‑Buggys, ideellen Entwürfen, das Prototypfahrzeug Tatra T613 Prezident, eine Replik des Spezials Tatra T602 Tatraplan Sport, ein offener Supersportwagen Mysterro wie auch ein kleines Kupee Rebel. Der Hauptteil des Vortrags wurde dem Entwurf, der Konstruktion und der Gestaltung eines Sportwagens gewidmet, der in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Metalex vorbereitet und später als Tatra MTX V8 bekannt worden war. Die Gäste erfuhren alles über die Anfänge dieses einzigartigen Projektes, über die offizielle Vorstellung der Fachöffentlichkeit und über den Vorgang der Arbeiten im Kontext der nachrevolutionären Zeit. Eine interessante Ergänzung war der aktuelle Zustand des fünften Wagens mit einer etwas abänderten Karosserie, der auf einem Alluminiumrohrramen gebaut und mit einem Aggregat Porsche bestückt worden war. Außer der Arbeit von Herrn Ing. Václav Král erfuhren die Teilnehmer ebenfalls viel Interessantes über die Berufstätigkeit und Projekte von Herrn Ing. Jiří Král. Ein Bonus war schließlich die Enthüllung eines geheimnisvollen Plans aus der Doku-Serie Gen, der für das Fernsehteam zum Zeitpunkt der Dreharbeiten hatte verheimlicht werden müssen.

Der Sonntagmorgen war von Veränderungen geprägt; der nächtliche Sturm zog ab und uns begrüßte der blaue Himmel. Nach einem ausgiebigen Frühstück versammelten sich die Gäste vor dem Eintritt ins Museum der Sportwagen, wo sich ihnen unser anderer Gast und zugleich der Führer, Herr Richard Trajbold annahm. Die Führung durch die Exposition begann im ersten Stock. Da stand die neulich gebaute Replik des Wagens Tatra T603 B5 Marathon de la Route. Ihre Vorstellung wurde mit dem Starten eines abänderten Aggregats gewürzt. Der in der Museumexposition hallende Schall erweckte eine rege Diskussion und die hörte nicht einmal an der Replik des Wagens Tatra T602 Tatraplan Sport auf. Die Replik hatte für den Zweck des Oldtimer-Rennens der tschechische Schauspieler Luděk Munzar bauen gelassen. Eines großen Interesses erfreute sich ebenfalls eine Vielzahl von Renn- und Sportspeziale aus der einheimischen, europäischen und überseeischen Produktion. Der Kollektivdialog brodelte von all den neugierigen Fragen, erschöpfenden Antworten und immer wieder geäußerter Anerkennung und Begeisterung. Die Museumführung wurde im Erdgeschoss fortgesetzt. Da befindet sich ein momentanes Territorium des schwarzen Spezials Eccora V8 Sport, der vom Personenmodell Tatra T700 ausgeht. Überdies ist hier auch der berühmte Ford T zu sehen, der mit seiner Serienproduktion eine Revolution im Straßenverkehr hervorgerufen hatte. Den Rundgang durch das Museum der Sportwagen beendete ein Besuch des Depositoriums, wo eine Reihe von unikalen Wagen sicher ruht oder auf eine Restaurierung wartet. Hierher gehört auch eine Studie des zweisitzigen Sport-Roadsters, die ein Ergebnis der gemeinsamen Mühe von Herrn Ing. Václav Král und seinem Sohn, Herrn Ing. Jiří Král ist.

Das Nachmittagsprogramm hatte ein einziges Thema, nämlich das dritte Exemplar des Wagens Tatra MTX V8. Üblicherweise ist er gemeinsam mit der nebenstehenden Replik des Wagens Tatra T602 Tatraplan Sport ein fester Bestandteil der Exposition im Museum der Sportwagen. Die Teilnehmer unserer Aktion trafen mit ihm jedoch auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude des Museums zusammen, wo sie sich ihn ganz ungestört ansehen und dokumentieren konnten. Die erste unmittelbare Begegnung hatte ein seltsames Frösteln zur Folge. Das Metallic-Schwarz nach dem Wunsch des ursprünglichen Inhabers gibt seiner ausdrucksvollen Gestaltung mit ausklappbaren Scheinwerfern einen besonderen Zauber. Das Aufmachen der Scherentür, der vorderen und hinteren Haube erregte einen Sturm der Auslöser und Lichter von Blitzen. Das Kommentar von Herrn Ing. Jiří Král aufklärte weiter die angewandten technischen Lösungen und die Formgestaltung der zeitlosen Karosserie. Die Grundparameter, die Motorleistung und andere technischen Angaben teilte den Gästen Herr Richard Trajbold mit. Endlich kam der lange erwartete Moment – das Vorführen der Fähigkeiten des unikalen Wagens. Die Anwesenden konnten sie auf die beste Weise kennen lernen, nämlich aus dem Mitfahrersitz. In der Umgebung erschallte heiser der Achtzylindermotor und das Geräusch zauberte auf die Gesichter der Gäste ein Lächeln. Die Leistung des Motors bei höheren Drehzahlen gemeinsam mit den Fahreigenschaften war atemberaubend. Der Mangel an Kraftstoff im Behälter erinnerte jedoch gleich daran, dass auch dieses kosmisch wirkende Verkehrsmittel Benzin verbrennt. Die Gelegenheit zum Mitfahren lehnte nicht einmal selbst Herr Ing. Jiří Král ab, und so bot sich den Teilnehmern ein Blick auf das Automobil mit seinem Mitautor drinnen. Und wie sie später erfuhren, gerade dieser Blick ist eine interessante Parallele. Auf einer Fotografie im Originalprospekt sitzt nämlich auf dem Mitfahrersitz gerade Herr Ing. Jiří Král, derzeit jedoch mit dem Direktor der Gesellschaft Metalex hinter dem Steuer...

Die angenehme Atmosphäre des Abschlusses unserer Aktion erfrischte ein Loswettbewerb um einen kleinen Preis und die Übergabe von Geschenktaschen mit dem Werbeartikel des Vereins Tatra Heritage, der Restaurierungswerkstätte Tatra Vintage und der Partnergesellschaft TATRA, a.s.

Wir danken Herrn Ing. Jiří Král für das außerordentliche Entgegenkommen und für den sehr interessanten Vortrag, Herrn Richard Trajbold für die große Bereitschaft bei der Vorbereitung des Wagens und für die Führung durch die Exposition des Museums der Sportwagen, und allen Angestellten des Tomáš Garrigue Masaryk-Museums für ein recht freundliches Willkommen und für den fesselnden Vortrag. Wir freuen uns auf ein nächstes Zusammentreffen und auf einen Besuch der Stadt Lány!